Tradition neu interpretiert.

Tradition neu
interpretiert.

Vielfalt in der Landwirtschaft war früher wichtig und lebensnotwendig. Im Jahresablauf gab es ein breites Spektrum an verschiedenen Aufgaben zu bewältigen. Durch technischen Fortschritt und wirtschaftlichem Druck ging die Entwicklung weg von kleinen Betrieben hin zu größeren Produktionseinheiten. Darunter litten nicht nur Geschmack und Genuss. Auch Metzger, Käser und andere kleinere Verarbeiter sperrten zu, und ihre besonderen Rezepturen und Produkte gingen verloren. Eine Verarmung der Kulinarik, und eine schleichende Geschmacklosigkeit griff viele Jahrzehnte um sich.

Wenn regionale landwirtschaftliche Traditionen aber in Vergessenheit geraten, lassen sie sich kaum wieder neu erfinden. Zusätzlich spielen Gewohnheiten und das Bewusstsein der Menschen gerade bei der Ernährung eine entscheidende Rolle. Bauernhof bedeutete früher vor allem Selbstversorgung. Daraus erwuchs eine traditionelle Qualität ohne Kompromisse. Auch heute ist dies unsere Motivation bei der Veredelung besonderer Rohstoffe. In Kombination mit hochwertigen Rohstoffen entsteht so in unserer Manufaktur in Lauterach eine Fülle an Produkten, die fast verloren gegangene Traditionen wieder aufleben lassen und regionale Kulinarik auch modern und neu interpretieren.

Vorarlberger Riebelmais

Das erste Auftreten von Mais im Rheintal fällt in die Mitte des 17. Jahrhunderts. Bereits um etwa 1800 hatte der Mais das wichtigste traditionelle Getreide Vorarlbergs, den Dinkel, überflügelt. Da der Mais auf kleinen Flächen relativ hohe Erträge lieferte, wurde er zur Selbstversorgung von vielen Familien angebaut. Seine letzte Blüte erlebte der Riebelmais in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg.

Durch eine intensive Sammlung in den Jahren 2005 – 2009 konnten Samen vom traditionellen Riebelmais von etwa 40 Kleinerzeugern in Vorarlberg dokumentiert und in weiterer Folge gesichert werden.

Anbau und Verwendung

Mit der Wiederbelebung des großflächigen Anbaus und einer gezielten Vermarktung erobert sich der Vorarlberger Riebelmais seinen Platz im Lebensmittelregal wieder zurück. Die Saatgutvermehrung erfolgt nach wie vor händisch. Die Durchschnittserträge dieser alten Sorten liegen etwa bei 3.500 kg pro Hektar und damit bei einem Drittel der Standarderträge moderner Sorten. Eine Handvoll Landwirte bauen den Riebelmais jährlich aus selbstgezogenem Saatgut an.

Die Internationale Slow Food Stiftung hat den Riebelmais in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Diese müssen außergewöhnlich im Geschmack und regional verankert sein, aus nachhaltiger Produktion stammen, gentechnikfrei sein und selten vorkommen. Verwendung findet der Riebelmais auch heute noch hauptsächlich für den traditionellen Riebel oder Stopfer. Auch der Hafaloab (ein länglicher Knödel) wurde mit Riebelmais hergestellt. Inzwischen hat auch die Haubenküche den traditionellen Riebelmais wiederentdeckt und neue kreative Rezepte dazu entwickelt.

Besonders Interessierte finden hier weitere Informationen:
Büro für Naturbewirtschaftung und ländliche Entwicklung

Traditionelle Obstkultur

Obst von Hochstämmen spielt im Rheintal schon lange eine große Rolle. Saft, Most, Schnaps oder Schnitz – gedörrte Birnen – waren aus dem Leben der Menschen mit hohem Selbstversorgungsanteil nicht wegzudenken. Während aber die Vermarktung regionaler Rohstoffe in Vorarlberg bei Produkten wie Milch niemals abbrach – wegen Förderungen und struktureller Weiterentwicklung, verlor man beim Obst den wirtschaftlichen Faden. Die Gründung der Streuobstinitiative Hofsteig war hier ein erstes Aufbäumen zweier Ortschaften, der Entwicklung nicht tatenlos zuzusehen. Es begann 2001 mit der Bezahlung eines Aufpreises für Obst und der Vermarktung hochwertiger Direktsäfte. Damals absolut neu, innovativ und außergewöhnlich.

Galt zu Beginn unserer Arbeit Direktsaft also noch als große Innovation und Bereicherung, wurde der Markt dafür mehr und mehr mit anonymen Produkten überschwemmt. Argumente wie Regionalität, Schutz der Kulturlandschaft oder die Bewahrung alter Sorten zählen kaum noch. Die Veredelung unseres Saftes zu Most, Zider und Apfelwein – auch gemischt mit Birnen – war ein erster Schritt, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Die weitere Vergärung von Most zu Essig, einem essenziellen Nahrungsmittel in jeder Küche, war dann ein zweiter, da die Veredlung vom Gärungsessig inklusive Reifung im Holzfass viele Facetten für regionale Produkte bietet.

Der Saft unserer Hochstammbirnen, den alten Riesen mit ihrem markanten Erscheinungsbild, hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Rohstoffquelle für unsere Essige entwickelt. Über die Veredelung im Holzfass nach traditionellem Verfahren entsteht ein lokaler Birnenbalsam, Sortensieger bei der Landesprämierung 2021 in Vorarlberg.

Unsere Geschichte

Unsere
Geschichte

Unser Betrieb befindet sich im Lauteracher Unterdorf, in jenem Haus an der namensgebenden „Lauterach“, welches mit Schenkungsurkunde der Magdalena Geist an ihren Sohn Josef Dietrich aus dem Jahre 1833 übergeben wurde. Daraus leitet sich auch der Hausname „Göastlers“ ab.

Als Dr. Richard Dietrich 1998 als promovierter Agrarökonom nach fast 20 Jahren aus Wien zurückkehrte, verspürte er den Wunsch, einen Beitrag in der Region zu leisten. Sein akademischer Blick, ohne den unbedingten Fokus auf Rentabilität, fiel schnell auf den traditionellen Obstbau und was davon im Rheintal noch übrig war. Bei genauerem Hinschauen eine kulinarische und landschaftliche Katastrophe. Die Obstbäume ungepflegt, vernachlässigt und Großteils überhaupt verschwunden. Die Produkte aus den Früchten waren mehr oder weniger nicht mehr vorhanden und durch billige Importe ersetzt. Wenn das kein Auftrag für einen Agrarökonomen war, der gerade dabei war, seine regionalen Wurzeln neu zu beleben!

Der wichtigste Impuls für die spätere Entwicklung unserer Marke war deshalb die Gründung der Streuobstinitiative Hofsteig im Jahre 2001. Durch die Übernahme von Hochstammobst aus der Region, begann eine intensivere Vermarktung von regionalem Direktsaft über den Ab-Hof Verkauf hinaus. Im Jahre 2008 kam der Vorarlberger Riebelmais als wichtiges neues Produkt dazu. 2010 wurden Büro und Hofladen neu ausgebaut. Gleichzeitig entstand die Marke „Dietrich Vorarlberger Kostbarkeiten“ als Bekenntnis zur Region und der angestrebten hohen handwerklichen Qualität.

Schenkungsurkunde an Ururgroßvater Josef Dietrich vom 28. August 1833